Hannah an der Krippe

nacherzählt nach einem Text von Regine Schindler

Hannah sitzt in Bethlehem am Straßenrand. ihr kleiner Korb ist immer noch leer. „Hast du etwas bekommen?“, fragt sie den Bettler Joachim. Joachim schüttelt den Kopf. Immer, wenn Kaufleute vorbeigehen, streckt er seine Hand mit dem Hut aus. „ Gebt mir Geld, ich bin gelähmt“, ruft er. Er schreit nicht laut. Er schämt sich. Er sagt zu Hannah: „Geh nach Hause! Betteln ist nichts für Kinder!“ „Ich muss hier sitzen – die Mutter hat mich geschickt. Wir brauchen Geld.“ Joachim sagt nichts mehr. Er ist froh, dass er nicht alleine ist. Hannah hat er gern. Er weiß, dass ihr Vater ein armer Hirte ist. Der Gelähmte erzählt Hannah alte Geschichten. Er erzählt manchmal auch von einem König und Retter, der kommen wird. „Er wird uns frei und glücklich machen. Aus der Familie Davids aus Bethlehem soll er stammen. Das steht in den alten Schriften.“ „Vielleicht kommt er bald“, sagt Hannah. (…)

Am Platz vor dem Rathaus in Bethlehem treffen sich viele Menschen, Soldaten, Kaufleute, Reisende. Joachim erklärt, dass alle dorthin gehen müssen, wo ihre Familie herkommt und dort ihre Namen von den Römern in Listen eintragen lassen müssen. Der römische Kaiser hat es befohlen, weil er das Volk so zählen will. Hannah schläft ein. Als sie wieder aufwacht, sitzt da Maria, eine junge Frau und Josef, ihr Mann. Sie suchen verzweifelt eine Unterkunft. Joachim sagt, sie sollen es doch noch beim Wirt am unteren Tor versuchen, denn Maria ist müde und wird bald ihr Kind bekommen.

Als Hannah eingeschlafen war, wurde ihr von einem Händler ein Stück von einem schönen Stoff in den Korb gelegt. Aber sie ist enttäuscht, die Mutter braucht doch Geld. Müde geht sie durch die Dunkelheit nach Hause und legt sich im Zelt zum Schlafen, während der Vater draußen Wache bei der Herde hält. Doch plötzlich wird er gerufen und eilt davon. Hannah ist neugierig und geht ihm heimlich nach.

Viele Hirten haben sich unten an einem Hügel versammlt. Dort steht ein strahlender Mann. Er ruft, dass heute der Retter aller Menschen in Bethlehem geboren ist. Es kommen noch mehr solche leuchtenden Gestalten, die den Retter laut loben und besingen. „Das sind bestimmt Engel“, sagen die Hirten. Da holt jeder von ihnen ein Geschenk für den neugeborenen König. Einer bringt sogar ein junges Schäfchen. Hastig machen sich die Hirten auf den Weg nach Bethlehem. Und Hannah läuft mit. (…)

Im Schein es Mondes sehen die Hirten bald die Häuser von Bethlehem. Die Stadt ist dunkel.

„Dort ist ein Licht!“, ruft einer. „Es ist die Höhle des Gastwirts vom unteren Tor. In der Höhle wohnen seine Tiere“, fügt ein anderer hinzu. Und schon eilen sie weiter auf das schwache Licht zu. (…)

Nach Lukas 2, 15

Kategorien: Adventskalender

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