Die Krippe

Bethlehem im Jahr 0

Kein Platz für neues Leben – Nach Geburt im Stall bleibt nur die Futterkrippe als Platz für Neugeborenes

Es sind seltsame Zeiten, die den Menschen fast Unmögliches abverlangen. Die Überlastung der Beherbergungsbetriebe unserer Stadt führt zu nie dagewesenen Szenarien. Wie berichtet, fand eine junge, hochschwangere Frau, nebst Ehemann und Esel, nur auf Grund des Mitgefühls eines Herbergsvaters, ein Nachtlager in einem Stall vor den Toren der Stadt. Hier
gebar sie mitten in der Nacht, in Gesellschaft der Stalltiere und nur mit Hilfe ihres Ehemannes, eines einfachen Zimmermanns aus Nazareth, ihren ersten Sohn. Wie durch ein Wunder sind Mutter und Kind, nach der Geburt an diesem unwürdigen Ort, wohl auf. Ein Neugeborenes und seine Eltern in einem Stall! Welch verzweifelte Lage! Kein wärmendes Feuer, keine umsorgenden Verwandten, kein Bettchen für das Kind. Dem armen Wurm bleibt nur die mit Stroh gepolsterte Futterkrippe, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen. Wieder eine erschreckende Randnotiz zu den Geschehnissen unserer dunklen Zeit. Und wieder müssen wir an dieser Stelle die Frage stellen: Welches Kind hat es verdient, unter diesen Bedingungen das Licht der Welt zu erblicken und in einer grob gezimmerten Futterkrippe auf stacheligem Stroh zur Ruhe gebettet zu werden. Sind das menschenwürdige Verhältnisse?

Kommentar

Mein liebes Volk, das bis heute im Dunkeln wandelte, mein Sohn wurde heute Nacht in diesem einfachen Stall vor den Toren eurer Stadt geboren. Er kam in einfachsten Verhältnissen zur Welt. Mittellos liegt er als hilfloses Baby in einer Futterkrippe auf Heu und Stroh. Vielleicht werdet ihr das sogar als menschenunwürdig bezeichnen.
Heute Nacht habe ich mich ganz klein gemacht, um euch so nahe zu kommen, wie nie zuvor. Ich möchte euch auf Augenhöhe begegnen und euer Leben hell machen. Und so gebe ich meinen Sohn in eure Hände. Hilflos und klein kommt er, mit nichts, als meiner Liebe in seinem Herzen, um allen zu begegnen, die ihn suchen. Er beansprucht keinen besonderen
Platz in dieser Welt, kein Himmelbett und keinen Palast, selbst die einfache Futterkrippe braucht er nicht. Der einzige Platz, der ihm wirklich wichtig ist, ist der in euren Herzen.

Heike Nied

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