Tür zu, Netz kaputt!
Nein, nicht schon wieder! So geht das nun schon den ganzen Tag!

Es klopft, Tür auf….
„Habt Ihr vielleicht noch ein Zimmer in eurer Herberge?“
„Nein, es tut mir leid, wir sind komplett belegt. Versucht es nebenan. Vielleicht hat der Wirt von der „Goldenen Harfe noch was frei.“

Tür zu, Netz kaputt!
Das macht mich wahnsinnig. Da wird doch die geduldigste Spinne zum Hirsch! So etwas habe ich noch nicht erlebt. Seit Monaten habe ich an dieser strategisch günstigen Stelle ein herrliches Spinnennetz. Links oben, in der Ecke der Eingangspforte zum Gasthaus „König David.“ Genau in der Einflugschneise der dicken Mücken, die von den herrlichen Küchendüften angelockt werden. Dadurch ist mein Tisch immer reich gedeckt. Selbst an schlechten Tagen gehen mir mindestens zwei dieser Leckerbissen ins Netz. Wenn das jedoch so weiter geht, bleibt mein Teller heute leer. Kann jemand meinem Wirt mal erklären, dass man eine Tür auch vorsichtig und leise zumachen kann.
Also gut, letzter Versuch!
Netz flicken, auf die Lauer legen.
Es klopft! Mann, nicht schon wieder! Ihr seid wohl des Wahnsinns fette Beute!
Schritte nähern sich von drinnen, Tür auf…
Okay, komm, mach es kurz. Du brauchst ein Zimmer, mein Wirt hat keins mehr, Tür…

„Ich habe nichts mehr frei. Das tut mir wirklich leid. Keine Angst, ich schicke euch nicht fort. Ich sehe, ihr erwartet ein Kind. Es scheint ja schon bald soweit zu sein. Wenn ihr möchtet, könnt ihr in meinem Stall vor den Toren der Stadt unterschlüpfen. Das ist besser, als kein Dach über dem Kopf zu haben.“

Tür….
Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Die Tür bleibt offen!
Was ist nur in meinen Wirt gefahren!
Das Netz hält!
Thekla, das Abendessen ist gesichert!

Heike Nied

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